Gestern war hier doch tatsächlich ein Hauch von Frühling zu spüren. Sonne und über 5°C! Heute ist es wieder bedeckt und kalt... Aber bevor es Sommer wird, schnell noch der ausführlichere Lappland-Bericht!
Am Sonntag Abend (19.3.) ging es bei Schneefall in Turku los mit dem Zug über Tampere nach Rovaniemi am Polarkreis. Weil die Wagen aber hell erleuchtet und ziemlich voll waren, war an Schlaf nicht zu denken. Ziemlich kaputt standen wir also kurz vor acht am nächsten Morgen vor dem Rovaniemier Bahnhof und haben fröstelnd auf den Bus gewartet.
Unser Bus.
Der kam zum Glück auch und dann ging es am Weihnachtsmanndorf mit "Polarkreistor" (der eigentliche Polarkreis befindet sich - laut Wikipedia
inzwischen, ja wandert der? - einige Kilometer weiter nördlich) auf nach Inari. Mit einer kurzen Pause mit Einkauf und Zwischenstopps an zwei Skigebieten voller Touristen waren wir nach viereinhalb Stunden in Ivalo, dem Hauptort der Kommune Inari.
Anflug auf das Skigebiet
Kaunispää.
Nach einem Tee ging es schon weiter mit dem nächsten Bus nach Inari. Man merkt, dass man weit weg von zu Hause ist, wenn die Dame neben einem ein Busticket nach Murmansk(!) kauft und für die 63€ einen 500€-Schein aus der Tasche zieht. Da musste auch der Busfahrer erstmal schlucken.
Etwa Viertel vor Zwei waren wir endlich in Inari. Schnell noch einkaufen und dann bei der Post und Touristeninformation ein Taxi nach Vasatokka rufen lassen (um vor der Erasmus-Gruppe da zu sein, die mit dem gleichen Bus gekommen ist...).
Geöffnet jeden Tag!
Rechts geht die Loipe los, von hier sind es noch knappe 14 KM bis Inari.
Ganz schön weit ab, 10 KM von Inari weg und an einem großen See. Adverture-Manager Esko höchstpersönlich hat uns unser Zimmer gezeigt - oh Schreck, vier Betten! da wird doch nicht noch jemand... nein, zum Glück nicht, wär auch ganz schon eng geworden. Die Ski wurden auch gleich für drei Tage gebucht und dann erstmal was gegessen. Und dann ab in die Loipe, die gleich hinterm Haus losging. Erstmal einen Hügel hoch und dann immer auf und ab, etwa 45 Minuten und dann zurück, das musste für den ersten Tag reichen. Hat schon mal viel Spaß gemacht, trotz leichter Unsicherheiten beim Bergabfahren.
Am nächsten Tag stand Eisangeln auf dem Programm. Ausrüstung besorgt, Seen erklären lassen, dick eingepackt und los. Hm.. hier ist kein See... zurück, seitlich in die Büsche und einen kleinen See mit Iglus drauf gefunden, hier werden anscheinend die Wildnis-Nächte abgehalten.
Selten geworden: Der beidhändig gestreckte Doppelangler!
Hier soll es also sein. Loch bohren, Eis rausschöpfen und Angel rein. Und warten. Nach eineinhalb Stunden wurde uns kalt, also erstmal wieder zurück, war auch nicht weit. Dickere Sachen angezogen und nochmal nach dem richtigen See gefragt (da wo ihr wart gibt es keine Fische. - Ja, habe wir gemerkt!) und wieder unerschütterlich losgestapft. Aha, wir hatten einen Hügel zu früh aufgegeben. Da war der See, ziemlich groß. Aber auch hier war nach über zwei Stunden nichts zu holen, und kalt wurde es auch wieder, ein eisiger Wind über dem See und hin und wieder Schneeschauer.
Nach einer knappen Stunde, noch voller Tatendrang.
Mittwoch, unsere größte Herausforderung: Auf Skiern nach Inari! Kurz vor zehn sind wir los, die gleiche Strecke wie am Montag (und am Dienstag, zum See). Eine ziemlich lange Steigung gab es, und danach eine ziemlich steile Abfahrt mit etlichen Schneekontakten. Am Ende stand Johannes auf einem See und kurz darauf bis zu den Knöcheln im Eismatsch. Kurzer Kriegsrat, und dann doch weiter. Schließlich war das Loipen-Schneemobil etwa eine Stunde vorher auch rübergekommen. Und auf Skiern war es auch kein Problem. Mitten auf dem nächsten See bewegte sich plötzlich was am rechten Ufer und zwei Rentiere liefen ebenfalls auf den See und blieben erst einmal kurz stehen um zu gucken.
Rentiere!
Wir auch, schnell die Kameras rauskramen! Dann liefen sie quer über den See und bogen auf unsere Loipe ab. Es folgen noch drei und danach noch einmal zwei Stück. Herrlich! Weiter ging es, nach 150m ging gab es einen kurzen Anstieg und oben stand ein grinsender Finne. Der muss ja fast mit den Rentieren zusammengestoßen sein, deren Spur lief jedenfalls die ganze Zeit an der Loipe entlang. Er wedelte dann auf unserer Spur den Hügel hinunter, und wir auf die andere Seite. Leider war hier die Loipe verschwunden und Johannes hat die Kurve unten nicht bekommen. Ich auch nicht und hab mich seitlich in den Schnee fallen lassen. Großer Fehler! Ich war erstmal verschwunden. Beim Versuch mich auszubuddeln und die störenden Ski abzumachen hab ich einen Handschuh verloren... Nach etwa 15 Minuten Suche haben wir es aufgegeben, wir haben eigentlich den ganzen Haufen zweimal durchgewühlt, aber nichts gefunden. Zum Glück hatte ich ein Paar von Omas Socken im Rucksack, bis Inari mussten die als Handschuh herhalten. Schön warm waren sie immerhin!
Nach dreieinhalb Stunden waren wir endlich in Inari! Im Sami-Museum gab es Lunch mit Steckrübeneintopf, Brot, Salat, Getränken und Nachtisch für 8,50. 6 Euro mehr als in der Mensa, aber billiger kommt man in Lappland wohl kaum zu so einer guten Mahlzeit!
Hauptattraktion in Inari: Das
Lappen- Sami-Museum SIIDA.
Hinterher gab es noch einen Kakao und dann ging es zum Einkaufen. Neue Handschuhe und dicke, norwegische Socken. Nach zwei Stunden waren wir wieder auf dem Rückweg. Die Loipe war auf den Seen fast komplett zugeweht, so dass wir uns eher vorantasten mussten, um den richtigen Weg zu finden. Nach dem zweiten See gab es eine Schokoladenpause und auf einmal knatterten am anderen Ufer zwei Schneemobile aus dem Wald und verschwanden wieder. Nach einer Minute kamen sie weider zurück, mit einer ganzen Rentierherde, die genau auf den schmalen Weg getrieben wurde, auf dem wir gerade gekommen waren. Das wäre mal eine aufregende Begegnung geworden... Nun ja, jetzt stand wieder die auf der Karte als "gefährliche Abfahrt" markierte Stelle an. Erstmal hoch, sehr imponierend unsere Einschlaglöcher vom Hinweg. Und dann wieder runter, ging ganz gut, bis auf einmal eine Straße die Abfahrt kreuzte und die Loipe weg war. Das hält das stärkste Doppelkinn nicht aus, und so hatte ich meine Lappland-Trophäe! Und noch über eine Stunde zu laufen, aber irgendwann waren wir doch da, nach insgesamt neun Stunden, davon sieben auf Skiern. Puh. Gerade rechtzeitig zur gebuchten Saunazeit. Das tat gut! Leider viel zu teuer, 25€ für zwei Stunden. Aber einmal die Woche muss das eben sein.
Mensch, das wird ja doch ganz schon lang hier. Ich hör erst einmal auf, der Rest der Woche folgt.
Matthias K. - 14. Apr, 01:12